Sammelsurium

Gespräche in der realen, virtuellen, imaginären Welt mit Erwachsenen, Kindern und anderen Wesen.

Müll


„Wir produzieren einfach zu viel Müll!“

„Ach?!“

„Ja, da muss sich was ändern. Irgendeine Idee, Frau Müller?

„Wir könnten zum Beispiel aufhören unseren Müll zu exportieren und ihn stattdessen auf Müllhalden in den Gemeinden und Städten offen lagern. So direkt neben den superneuen Steingärten der Einfamilienhäuser oder in den gentrifizierten Stadtteilen. Da käme quasi, auf ganz unterschiedlichen Ebenen und in vielfältigen Formen, Leben in die Buden.“


„Du sagst, Geld mache nicht glücklich.
Du sagst, es käme im Leben auf ganz andere Dinge an.
Du sagst, du hättest dich nun entschieden mit ganz wenig zu leben und es gehe dir gut damit.
Du sagst all dies und noch viel mehr mit einem anklagenden Ton, so als wolle ich es nicht kapieren.
Du sagst dies alles so vorwurfsvoll, als sei ich deppert und stünde auf der Leitung.


Du, mein lieber Freund, übersiehst dabei etwas ganz Wichtiges:
Du hast dich entschieden! Du hast dich für Minimalismus, eine Form der modernen Askese, entschieden, nicht für Armut. Denn du warst niemals wirklich arm und wirst es niemals sein.
Deine Familie hat Geld und Firmen und Häuser. Du bist reich.
Hast du auf all das verzichtet? Hast du deinen Reichtum verschenkt?
Nein, du verzichtest nur auf einen bestimmten Konsum, wählst einen anderen Lebensstil.



Ich kann nicht wählen, denn ich bin arm.
Ich kann mich nicht entscheiden auf etwas zu verzichten, denn da ist nichts von dem ich mich lossagen könnte.
Ich kann mich nicht für deinen Minimalismus, deine Askese entscheiden, denn dein Minimalismus, deine Askese ist immer noch wohlhabender als mein tägliches Überleben.

Also komm mir nicht mit so einem Scheiß, mein Lieber!“




„Wie steht es denn so um Ihre Sexualität und Ihre Beziehungen, Frau Müller? Haben Sie noch klare Vorstellungen, Wünsche, Sehnsüchte? Immerhin sind Sie ja nun 63, da wird es doch wohl langsam etwas ruhiger werden, oder? Da wird man doch sicher großzügiger und dankbarer, wenn sich nochmal eine Chance auf Partnerschaft ergibt, oder?“

„Ähm.“

„Ist Ihnen die Frage zu persönlich? Als Therapeutin sollten Sie das ja locker beantworten können, oder?“

„Ähm.“

„Na? Und?“

„Allereigentlich geht Sie das einen Scheißdreck an.“